CO2-Ausstoss in der Zementindustrie – unser Engagement

Die Zementproduktion braucht viel Energie und emittiert deshalb Unmengen an klimaschädlichem CO2. Als Asset Managerin mit Fokus auf Nachhaltigkeit führen wir deshalb Gespräche mit führenden Zementherstellern mit dem Ziel, die CO2-Reduktion voranzutreiben – ein Einblick.

Simone Troxler, Jacqueline Oh, Rocchino Contangelo

Die Zementherstellung erfordert Temperaturen von 1'500 Grad Celsius (Quelle: istockphoto.com).

Die Zementindustrie verantwortet pro Jahr etwa 7 bis 8 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Damit zählt sie zu den grössten industriellen Verursachern von Treibhaus­gasemissionen. Diese stammen primär aus zwei Quellen: Beim Kalzinierungsprozess in dem CO2 als Nebenprodukt anfällt sowie aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe zur Beheizung der Öfen.

Als nachhaltige Schweizer Asset Managerin ist es aus unserer Sicht sinnvoll, unsere Klima-Engagement-Bestrebungen auf diesen Sektor zu konzentrieren. Hierzulande gehen rund 80 Prozent der CO2-Emissionen des Schweizer Aktienmarkts auf das Konto des Zementherstellers Holcim (Stand: 2020/21).

Zementhersteller nehmen Herausforderungen an

Grosse kotierte Zementunternehmen wie CRH, Cemex, Holcim und Heidelberg Materials (vormals HeidelbergCement) sind bestrebt, die CO2-Emissionen zu reduzieren:

  • Holcim will die CO2-Emissionen pro Tonne zementartiger Materialien bis 2030 auf 420 kg reduzieren. Die Unternehmensführung plant deshalb, erhebliche Investi­tionen in Technologien zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) zu tätigen. Damit sollen bis 2030 jährlich über fünf Millionen Tonnen CO2 in Bau­materialien eingebunden oder dauerhaft im Boden gespeichert werden. Holcim ist auch aktiv im Recycling von Bau- und Abbruchabfällen als Teil seiner Nachhaltigkeits-Strategie.

Was ist CCS?

Carbon Capture and Storage (CCS) ist die unter­irdische Speicherung von Kohlendioxid, um zu verhindern, dass das CO2 in die Atmosphäre gelangt. Das CO2 kann aus fossilen Energiever­sorgungsanlagen, aus der Müllverbrennung, durch den Einsatz von Biomasse, aus Industrieanlagen oder direkt aus der Atmosphäre gewonnen werden. Als Speicherorte eignen sich ausgeför­derte Erdöl- oder Gaslagerstätten oder tiefe geologische Reservoirs mit stark salzhaltigem Wasser. Um das CO2 zu transportieren, muss es zunächst vom gasförmigen in den flüssigen Aggregatszustand gewandelt werden. Danach wird das CO2 über eine Pipeline in unterirdische Lagerstätten transportiert und dort gelagert.

  • Cemex hat sich vorgenommen, CO2-Emissionen bis 2030 um 35 Prozent zu reduzieren. Dies ist Teil einer umfassenderen «Future in Action»-Strategie, die darauf abzielt, CO2-freien Beton herzustellen. Zu den Initiativen von Cemex gehören erhebliche Reduktionen des Kohlenstoffgehalts pro Tonne zement­artiger Materialien.
  • Heidelberg Materials will das erste Netto-Null-Zementunternehmen der Branche werden. Sie haben wissenschaftsbasierte CO2-Reduktionsziele nach Vorlage der internationalen Klimaschutzinitiative (SBTi) festgelegt und zielen darauf ab, die Emissionen bis 2030 um rund 30 Prozent zu verringern (Basisjahr 1990). Ihre Strategien beinhalten die Erweiterung ihrer EcoCrete-Produktlinie, die eine CO2-Reduktion von bis zu 66 Prozent pro Kubikmeter Beton bietet und erhebliche Investitionen in CCS-Technologien.
  • CRH hat eine starke Leistung in Bezug auf Nachhaltigkeit gezeigt. Zuvor wurde die Firma leicht unter seinen Mitbewerbern auf der Liste des Carbon Disclosure Project (CDP) eingestuft. Sie hat nun aber aufgeholt. CRH hat im vergangenen Jahr seine CO2-Reduktionsziele auf Basis der SBTi revidiert und auf ein 1,5 Grad Szenario aktualisiert. Das entspricht einer CO2-Reduktion von 30 Prozent der absoluten Kohlenstoffemissionen bis 2030 (Basisjahr 2021). Das Unternehmen hat seine Betriebsabläufe und Strategien an die regionalen Marktanforderungen angepasst und konzentriert sich auf Wachstum im US-Markt, wo es sein primäres Listing verlagert hat.

Zwei Praxisbeispiele

Das Asset Management der Zürcher Kantonalbank hat sich in den vergangenen Wochen sowohl mit Heidelberg Materials als auch mit Holcim getroffen, um unter anderem die Finanzierung von CCS-Projekten zu besprechen. Nachfolgend die wichtigsten Elemente:

  1. Heidelberg Materials steht vor der Fertigstellung eines CCS-Projekts in Brevik (Norwegen). Die Firma hat sich bis 2050 zum Ziel gesetzt, über das gesamte Produktportfolio Carbon-Capture-Net-zero-Beton anzubieten und dabei spielen CCS-Projekte eine bedeutende Rolle. Die Anlage in Brevik kann 400'000 Tonnen CO2 pro Jahr speichern. Damit wird der CO2-Ausstoss der Zementproduktion halbiert. Heidelberg Materials hat noch weitere CCS-Projekte geplant. Für die Finanzierung derartiger Projekte bieten sich Green Bonds an. Diese Finanzie­rungsform haben wir im Rahmen unseres Engagements der Firma nahegelegt. Heidelberg Materials hat daraufhin bestätigt, bis Ende Jahr ein Green Bond Framework auszuarbeiten. Wir werden die weitere Entwicklung der CCS-Projekte und den Status der Ausarbeitung verfolgen und kontinuierlich einen aktiven Dialog mit der Firma führen.
  2. CCS-Projekte werden bei Holcim mit über 50 Pilotprojekten in Europa und Nordamerika verfolgt, um signifikante Reduktionen der eigenen Kohlenstoff­emissionen herbeizuführen. In Europa konzentriert sich Holcim auf die Imple­mentierung von CO2-Abscheidungstechnologien in ausgewählten Zementwerken und die Entwicklung von Partnerschaften zur Erforschung und Umsetzung von CCS-Projekten. In Nordamerika hingegen sind es Pilotprojekte zur CO2-Aus­scheidung und -Sperrung mit dem Ziel, dass diese Technologien im grossen Massstab die Umweltauswirkungen der eigenen Produktionsanlagen minimieren. In der Ausarbeitung eines Green Bond Frameworks ist Holcim Heidelberg Materials einen Schritt voraus: Holcims Green Bond Framework ist definiert und steht bereit für mögliche Emissionen.

Holcim hat angekündigt, das US-Geschäft abzuspalten und als unabhängiges Unternehmen an die Börse zu bringen. Implikationen dieser Veränderung auf den Holcim-Konzern und auf das neue US-Unternehmen werden wir im Rahmen unserer Stewardship-Aktivitäten und fundamentalen Anlageprozessen eng verfolgen.

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