Nachhaltigkeit mit unterschiedlichen Risikoprofilen
Ob risikofreudig oder konservativ – wer nachhaltig investieren will, hat mit Themenfonds die Qual der Wahl. Denn selbst verwandte Nachhaltigkeitsthemen können gegensätzliche Risikomerkmale aufweisen. Die Beispiele Klima und Wasser zeigen dies exemplarisch.
Autor: René Nicolodi, Leiter Equities & Themes
Schmelzende Gletscher sind in der Schweiz das augenfälligste Zeichen des Klimawandels. Mit ihrem Verschwinden versiegen die Süsswasserspeicher und der gesamte Wasserkreislauf gerät ins Wanken. Vor allem in trockenen Sommern dürfte das Schmelzwasser schmerzhaft vermisst werden. In Asien ist es der Rückgang der Gletscher im Hindukusch und im Himalaya, der den Schmelzwasserabfluss irreversibel verändert und rund ein Viertel der Weltbevölkerung von Wasserknappheit bedroht. Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen sind enorm.
Doch nicht nur das fehlende Eis wird der Menschheit zu schaffen machen: Mit der Klimaerwärmung und den höheren Temperaturen verdunstet immer mehr Wasser. Statt die Böden zu benetzen, entweicht das kostbare Nass in die Atmosphäre, was in dürregefährdeten Gebieten die Trockenheit verschärft. Allein in Europa belaufen sich vor allem in der Landwirtschaft, im Energiesektor und in der öffentlichen Wasserversorgung die jährlichen Verluste durch Dürre auf EUR 9 Mrd. Umso wichtiger sind Massnahmen, welche die Klimaerwärmung eindämmen und der Wasserknappheit entgegentreten. Die steigende Dringlichkeit dieser Heraus forderungen bietet Firmen mit effektiven Lösungen grosse Chancen.
Während die beiden Themen eng miteinander verknüpft sind, verfügen sie aus Anlagesicht über ein fundamental anderes Risikoprofil und andere Charakteristika. Offensichtlich wird das etwa in der unterschiedlichen Sektorallokation und im Vergleich zu einem breiten Weltindex (siehe Grafik).
Substitution, Innovation und Eintrittshürden
Ein zentraler Unterschied zwischen den Anlagethemen Wasser und Klima mit Blick auf das Risiko-Return-Profil zeigt sich in der Substituierbarkeit: Wasser ist grundsätzlich nicht austauschbar, weder als Trinkwasser noch in der Landwirtschaft oder in anderen Bereichen. Anders sieht es bei CO2-intensiven, fossilen Energieträgern wie Gas, Öl oder Kohle aus: Strom kann zum Beispiel auch ohne Gas oder Kohle erzeugt werden, wenn man stattdessen auf erneuerbare Energien setzt.
Weiter sind Wassertechnologie-Unternehmen im Gegensatz zu Firmen aus dem Bereich Klimaschutz kaum durch disruptive Innovationen bedroht. Dies liegt daran, dass die Technologien zur Wasserreinigung und -verteilung im Wesentlichen seit Jahrzehnten bekannt sind und überzeugend funktionieren. Darüber hinaus konnten zahlreiche Wassertechnologie-Anbieter über die Jahre eine starke Kundenbindung aufbauen, da viele Abnehmer (z.B. Wasserversorger) eine Beratung hinsichtlich der Technologie, des Verfahrens der Wasseraufbereitung oder -verteilung benötigten. Diese Kundenbeziehung stellt für neue Wettbewerber eine hohe Eintrittshürde dar.
Klimaschutztechnologien auf der anderen Seite unterscheiden sich oft nur wenig: Solarmodule beispielsweise müssen «nur» effizient und kostengünstig sein, egal wo sie installiert werden. Viele innovative Technologien zeichnen sich zudem durch ein enormes Nachfragewachstum aus, aber auch durch einen sehr hohen Preisdruck. Jüngstes Beispiel sind Batterien für Elektrofahrzeuge. Aufgrund ihrer Austauschbarkeit gelingt es Klimaschutzunternehmen nur unzureichend, Markteintrittsbarrieren zu etablieren.
Ein weiterer Unterschied zwischen den Themen zeigt sich in den erwarteten Wachstumsraten bis 2030: Für den Wassermarkt wird ein Plus von rund 4% prognostiziert, während der Dekarbonisierungsmarkt gemäss der Internationalen Energieagentur IEA um gut 9% wachsen dürfte - sofern die Regierungen ihre angekündigten Klimaschutzziele konsequent verfolgen.
Ein Anliegen, zwei Risikoprofile
Durch die andersartigen Merkmale der beiden Themen können Anlegerinnen und Anleger mit einem gänzlich unterschiedlichen Risikoprofil auf Nachhaltigkeit setzen. Bereits vor bald 20 Jahren hat die Zürcher Kantonalbank zwei Aktienfonds lanciert, die auf die Themen Wasser und Klima fokussieren: Der Wasserfonds verfolgt das Nachhaltigkeitsziel Wasserschutz bzw. nachhaltige Wasserversorgung. Der Themenfonds investiert in eine etablierte Branche, welche die seltene Eigenschaft hat, kaum von disruptiven Veränderungen bedroht zu sein. Dabei wachsen die Unternehmen etwas stärker als die Weltwirtschaft und verfügen aufgrund etablierter Kundenbeziehungen über hohe Eintrittsbarrieren.
Der Klimafonds beteiligt sich an Klimaschutzfirmen, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen die Weltwirtschaft in wenigen Jahrzehnten dekarbonisieren sollen. Viele dieser Technologien haben einen disruptiven Charakter und bieten ein enormes Wachstumspotenzial. Der Nachteil ist, dass einige Branchen im Klimabereich über geringe Eintrittsbarrieren verfügen. Doch dieses erhöhte Risiko wird durch das zusätzliche Wachstumspotenzial weitgehend kompensiert.
Wie auch immer die Risikobereitschaft der Anlegerinnen und Anleger aussieht: Mit den beiden Klima- und Wasserfonds haben sie zwei spannende Alternativen.